Paarberatung

Intensive und nachhaltige Paargespräche, für eine erfüllende Paarbeziehung

Der häufigste Anmeldegrund von Paaren in meiner Praxis sind Kommunikationsschwierigkeiten.

In diesem Beitrag lesen Sie, welche Schwierigkeiten in Paargesprächen häufig auftreten und wie Sie Ihre Kommunikation und damit Ihre Beziehung verbessern können.

Folgende Themen möchte ich Ihnen vorstellen:

  • Welche Rolle spielt der Stress in Gesprächen?
  • Was bedeutet das Reiz-Reaktionsmodell für Ihre Paargespräche?
  • 6 Schritte zum gelingenden Gespräch

Stress und Stresserleben, die wichtigsten Störfaktoren für gelingende Gespräche

In Stresssituationen werden Stresshormone ausgeschüttet, um den Körper mit Energie für eine Kampf- oder Fluchtreaktion („Fight or Flight“) vorzubereiten. Das bedeutet, wenn Sie vor oder in einem Gespräch unter Druck geraten, greifen Sie entweder Ihren Gesprächspartner verbal an oder Sie ziehen sich zurück. Beides ist für ein konstruktives Paargespräch hinderlich.

Was können Sie also tun?

Der erste entscheidende Schritt ist der, sich zu fragen, bin ich im Augenblick wirklich offen für ein intensives Gespräch, bin ich bereit zu hören, was der/die andere zu sagen hat. Das ist nicht immer möglich, denn es braucht innere Ruhe und eine möglichst stressfreie Atmosphäre, in der ein Gespräch stattfinden kann. Es macht wenig Sinn in einer emotional erhitzten Situation mit der Kommunikation zu beginnen oder weiter miteinander zu sprechen, wenn oben genannte Reaktionsmuster (Fight or Flight) bereits aktiviert wurden.

Ebenso weiß man, dass bei Stress (Fight or Flight ist aktiviert) der Zugang zum Denken, also zur Kognition stark eingeschränkt ist. Für ein gelingendes Gespräch brauchen Sie aber einen klaren Kopf. Nur so wissen Sie oder können darüber nachdenken, was Ihnen wirklich wichtig ist und auch nur dann können Sie aufmerksam Ihrem Gesprächspartner/Ihrer Gesprächspartnerin zuhören.

Überprüfen Sie also für sich, ob Sie  im gegenwärtigen Augenblick offen für ein Gespräch sind. Fragen Sie sich auch während des Gesprächs, ob es sinnvoll ist weiter zu sprechen oder ob eine Pause angebracht ist, um wieder zur Ruhe zu kommen. Siehe hierzu auch meinen Beitrag Stressmanagement auf dieser Seite

Hierzu braucht es ein gewisses Maß an Selbstwahrnehmung, nämlich sensibel zu spüren, welche Voraussetzungen es braucht, um  erst einmal zur Ruhe zu kommen. Das bedeutet, dass Sie alle körperlichen, gedanklichen und emotionalen Reaktionen an sich beobachten sollten. So lernen Sie zu verstehen, was Sie benötigen um innerlich zur Ruhe zu kommen.

Vermutlich benötigt es etwas Zeit, sich hier besser kennenzulernen.

Sollte es also zu einer Stressreaktion während des Gesprächs kommen, unterbrechen Sie das Gespräch und vereinbaren einen Zeitpunkt, an dem Sie Ihr Gespräch wieder aufnehmen werden.

Auf Reiz folgt Reaktion

Was bedeutet das Reiz-Reaktionsmodell für Ihre Paargespräche?

Reiz-Reaktionsmodell

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit“. (Viktor Frankl)

Wie im oben abgebildetem Schaubild gut zu erkennen ist, führt der rote Pfeil vom Reiz direkt zur Reaktion. Das bedeutet: Vorsicht! Hier werden wesentliche Aspekte, die für Ihre Gespräche wichtig sind, nicht berücksichtigt. In vielen Konfliktgesprächen verhalten sich die Partner entsprechend des roten Pfeils, d.h. es wird sofort und unmittelbar auf einen Reiz reagiert. Meist werden dann oben beschriebene Fight or Flight-Reaktionen aktiviert. So läuft Ihr Gespräch ins Leere oder führt leicht zu einer Eskalation.

Dem grünen Pfeil zu folgen, also einen Exkurs zu den eigenen Gefühlen, Gedanken, Körperempfindungen einzuüben, ist eine grundlegende Voraussetzung für ein besseres Verständnis, nicht nur ein Verständnis für den Partner/die Partnerin, sondern zunächst einmal für  ein besseres Selbst-Verständnis.

Wenn Sie also im Gespräch ein Stresserleben an sich wahrnehmen, Sie aufgeregt, ärgerlich, ängstlich oder auch mit anderen Gefühlen reagieren oder Ihnen hinderliche Gedanken in den Kopf kommen, die möglicherweise Ihr Gegenüber verletzen, dann unterbrechen Sie das Gespräch. Vereinbaren Sie bereits im Vorfeld, welches Codewort Sie für einen Stopp im Gespräch verwenden möchten.

Nehmen Sie nun ein Blatt zur Hand und schreiben Sie erst einmal nur für sich auf, welche Gedanken, Gefühle und vielleicht auch Körperwahrnehmungen Sie an sich während des Paargesprächs wahrgenommen haben. Fügen Sie noch hinzu, wie Sie sich am liebsten jetzt verhalten würden. Überlegen Sie dann, ob dieses Verhalten für Ihre Beziehung förderlich wäre oder ob Ihnen  in Ruhe betrachtet eine bessere Alternative einfällt, die für Ihre Entwicklung und die Entwicklung Ihrer Beziehung förderlicher wäre. Für dieses sehr kleinschrittige Vorgehen benötigen Sie Ruhe und ein wenig Abstand.

Folgende Fragen können für Ihre Selbstreflexion hilfreich sein:

  • Welche Gedanken habe ich zu dem, was ich gerade gehört habe?
  • Welche Gefühle werden in mir ausgelöst?
  • Welche Körperwahrnehmungen erlebe ich?
  • Wie würde ich am liebsten reagieren?

Erst wenn Sie diese Selbstreflexion abgeschlossen haben, tauschen Sie sich über Ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen aus. Hören Sie mit größtmöglichem Interesse zu. Welche Informationen sind vielleicht neu für Sie? was hören Sie vielleicht nicht so gerne? Womit haben Sie unter Umständen auch Schwierigkeiten? Je offenen Sie werden, sich selber wahrzunehmen und einander wirklich zuhören, ohne gleich eigene Bewertungen hinzuzufügen, umso besser lernen Sie sich kennen.

Ein wesentlicher Satz kann hier helfen: Verstehen heißt nicht einverstanden sein.

Sie bemerken sicher, dieses Vorgehen braucht Zeit und Übung. Diese Intervention lohnt sich! wie schon gesagt, erst wenn Sie sich selber mehr verstehen, gelingt es Ihnen auch Ihr gegenüber verstehen zu lernen.

Genau das lässt Ihre Beziehung intensiver werden!

6 Schritte zum gelingenden Paargespräch:

  1. Nehmen Sie wahr, ob es sinnvoll ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Paargespräch zu führen.
  2. Legen Sie, bevor das Gespräch eskaliert, einen Stopp ein. Reagieren Sie nicht gleich, wenn eine starke emotionale Reaktion während des Gesprächs auftritt.
  3. Kommen Sie ggf. auf eine für Sie passende Art zur Ruhe
  4. Überprüfen Sie auftretende Gefühle, Gedanken und körperlich
  5. Fragen Sie sich auch, welches Verhalten Sie am liebsten zeigen würden. Wäre ein anderes Verhalten vielleicht hilfreicher?
  6. Durchlaufen Sie diesen Prozess der Reflexion erst einmal in Ruhe, bevor Sie zu Ihrem Gespräch zurückkehren und sich austauschen.

Zum Schluss nun noch einige hilfreiche Regeln, die Sie zudem nutzen können.

  • Ich gebe wieder, was ich verstanden habe und frage nach, ob es so richtig verstanden ist.
  • Wichtig: Verstehen heißt nicht einverstanden sein!
  • Ich spreche in Ich-Botschaften über meine Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse.
  • Ich prüfe, ob wir wirklich noch bei unserem Ausgangsthema sind oder schon x andere Themen mit „verpackt haben“.
  • Ich formuliere konkret: jetzt, gestern   
  • Ich lasse mein Gegenüber aussprechen.

Nun wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Gespräche!

Haben Sie noch Fragen, rufen Sie mich gerne an unter 0179 22 19 361

Alles Gute wünscht Ihnen Ihre
Katrin Normann